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Dealer's Corner

  1. .. die etwas andere Pokerschule (Teil 2, Juni 2015)
  2. .. die etwas andere Pokerschule (Teil 1, Mai 2015)

 

 

 

Neues vom Klugscheißer …

.. die etwas andere Pokerschule (Teil 2, Juni 2015)

 

Als Chris Moneymaker vor zwölf Jahren WSOP-Weltmeister wurde, hat er einen vorher nie gekannten Hype ausgelöst, von dem auch ich gepackt wurde. Allein sein Name verhalf vor allem PokerStars über TV-Werbespots ein riesiges Interesse auszulösen. Moneymaker war der erste Weltmeister, der sich seinen Titel unter mehr als tausend Mitspielern erkämpfte. Das Buy-in, das schon immer bei 10.000 US-Dollar lag, holte er sich online über ein Satellite für 39 Dollar. Daraus wurden dann am Ende zweieinhalb Millionen. Moneymaker als Geldmacher, ich kann mich noch gut an die Werbung im Fernsehen erinnern. Der Clou an der Geschichte ist, dass der Name echt ist, er heißt tatsächlich so. Auf jeden Fall hat auch mich die damals relativ neue Poker-Variante Texas Hold’em in den Bann gezogen. Endlich war der Erfolg am Pokertisch nicht mehr vom Geldbeutel abhängig. Das altbekannte Draw-Game war viel mehr Glücksspiel, weil man Einsätze tätigen musste, ohne wirkliche Informationen über die gegnerischen Hände sammeln zu können. Das war also nun völlig neu, man konnte tatsächlich strategische Vorteile entwickeln. Zumindest wenn das eigene Hirn dafür geschaffen war und ist.

 

Als der Poker-Boom bei uns losging, war ich richtig geil auf die Turniere in meiner Nähe. Natürlich nicht nur ich, es fanden sich immer mehr Neulinge, die Spaß an dem Spiel hatten. Weil es sich aber hauptsächlich um Menschen handelte, die lange nicht so rational denken konnten wie ich selber, erlebte ich immer öfter wie mich sauschlechte Anfänger aus den Turnieren katapultierten. Schlecht gespielt, Glück gehabt, und ich hörte mich immer wieder laut und böse fragen:

 

„Wie kannst Du das callen?“

 

Es lässt sich heute kaum mehr nachvollziehen, wie viel Nerven mich diese Szenarien gekostet haben. Wie oft war ich aus Wut über diese vermeintlichen Idioten auf Tilt und hab’ mich selber um den Schlaf gebracht? Ich weiß es nicht, rückblickend würde ich behaupten, fast immer. Denn jedes Mal wenn ich nicht gewonnen hab’, was ja meistens der Fall war, hatten die anderen Schuld. Alles Volltrottel mit einem riesengroßen Defizit an Intelligenz. Callen jede Scheiße, können keine Odds berechnen, wissen nicht was sie tun, aber Glück haben sie alle. Nur ich nicht, ich hab’ nur Pech. Ich war ja so gut, dass ich überhaupt kein Glück brauchte. Ich durfte nur kein Pech haben, dann war mir der Erfolg garantiert. Und immer wieder dieselbe Frage: „Wie konnte der Idiot das callen?“

 

Wie er oder sie das callen konnte, ist heute vom Klugscheißer ganz schnell erklärt: Es genügt ein Wort (call) oder ein Chip, der in die Mitte fällt. So einfach geht’s.

 

Es sind wahrscheinlich an die zehn Jahre vergangen, bis ich auf den Trichter gekommen bin, nicht mehr zu fragen, wie der Fisch das callen konnte, sondern „warum hat er das gecalled?“

 

Dafür gibt es fast unendlich viele Gründe. Lieblinshand, Geburtstag der Oma, Bauchgefühl und andere eher schlechte Beispiele. Aber auch bewusstes Floating, Größe des Chips-Stacks, fortgeschrittenes Turnier-Level und und und …. Ich musste lernen, von allen zu lernen, auch von den weniger guten Spielern. Es hat sehr lange gedauert, ich hab’ ein bisschen Geld, aber noch viel mehr Zeit verloren. Wer weiß wie es auf meinem Bankkonto heute aussehen würde, hätte ich von Anfang an kapiert, dass ich doch selber meine Chips setze. Wo könnte ich heute stehen, hätte ich nicht nur meinen Gegnern die Schuld gegeben, sondern mich auf das vermeintlich schlechte Spiel meiner Kontrahenten eingestellt und dadurch mein eigenes Spiel verbessert?

 

Das ist nämlich der springende Punkt, das hüpfende Komma:

Ich komme nicht gegen die Varianz des Zufalls an. Schon gar nicht kann ich auf das Denkvermögen meiner Gegenspieler einwirken. Es ist mein eigenes Spiel, meine eigene Strategie, die ich den gegebenen Umständen anpassen muss. Je besser ich meine Gegner kenne und einschätze, egal wie gut oder schlecht sie sein mögen, je weniger ich mich dem Faktor Glück aussetze, desto besser kann ich schlafen. Wenn ich heute nach einem verlorenen Turnier nicht einschlafen kann, dann nur aus einem Grund: Was hätte ich anders machen müssen, wo waren meine Fehler?

 

Viel Zeit und Nerven verschenkt, und das als selbsternannter Klugscheißer, der ich eigentlich von klein auf war. Zwar bin ich heute davon überzeugt, dazu gelernt zu haben, doch seit meiner Frühverrentung fehlt es an der Munition um wenigstens eine kleine Bankroll aufzubauen. Ohne Lucky Punch keine zweite Chance, so sick.

 

Dumm gelaufen, besser nicht nachmachen, aus meinen und den Fehlern der anderen lernen. Das rate ich Dir,

als der Klugscheißer Georgie ….

 

 


Neues vom Klugscheißer …

 

 

.. die etwas andere Pokerschule (Teil 1, Mai 2015)

 

Ab sofort melde ich mich mehr oder weniger (un-)regelmäßig in meinem ureigenen Blog zum Klugscheißen. Es geht hier nicht um Poker-Strategien, dazu wäre ich nicht kompetent genug, mir geht es viel mehr darum, offensichtliches Fehlverhalten aufzudecken und mangelnde Poker-Etikette unters Volk zu bringen. Unser Lieblingsspiel ist es wert, dazu zu lernen. Nicht nur in der Verbesserung des eigenen Spiels, sondern vor allem im Umgang mit dem Spiel und nicht zuletzt auch untereinander.

 

Zum einfacheren Verständnis fange ich in meinem ersten Teil mit einem Thema an, das mir schon jahrelang unter den Nägeln juckt. Ein Spruch, den man in jeder Poker-Session zigmal hören muss, der zwar total daneben ist, jedoch für alle Zeiten bestand haben wird:

 

„Hast’n Pocket?“

 

Gibt es auch in anderen Variationen wie zum Beispiel: „Is’ mein Pocket höher als Deins?“ Oder: „Ich hab’n Pocket und Du?“

 

„Ich habe ein Pocket“, übersetzt der Klugscheißer mit: „Ich bin zwar immer noch Anfänger, aber wenn ich mit Fachausdrücken glänze, merkt das keiner.“

 

Gemeint ist freilich ein Paar, das heißt aber auf Englisch, auch auf poker-englisch, ganz einfach Pair. Pockets hingegen sind Deine Hole Cards, Deine Starthand. Es sind die Karten, die Du vom Dealer ausgeteilt bekommst. Findest Du in der Deiner Starthand tatsächlich ein Paar, dann hast Du ein Pocket Pair. Andersrum wäre eine Hand wie z.B. Ass-König in poker-englisch Pocket Ace-King.

 

Diese unsäglich falsche Bezeichnung hat sich hierzulande gerade in den unteren Limits dermaßen durchgesetzt, dass meine Ohren manchmal ganz schlimmen Auswüchsen ausgesetzt sind: „Nach dem Flop hatte ich Pocket-Pocket“, oder: „Da liegen zwei Pockets auf dem Board.“ Bei solchen Sprüchen krieg’ ich gerne Tinitus. Ab und zu habe ich mich um Aufklärung bemüht, aber wie es halt so ist, es geht bei den meisten Leuten zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Klar, wo sollte es auch hängen bleiben?

 

Das ist wie mit dem Handy. Handy heißt handlich. Wenn schon englisch, dann bitte Mobile. Längst bin ich dem Gefühl ausgesetzt, dass es immer mehr Menschen gibt, die lieber gedankenlos Falsches übernehmen, statt das Richtige zu lernen. Scheint irgendwie einfacher zu sein.

 

Würde man mir für jedes gehörte Pocket nur zehn Cent geben, hätte ich längst das Geld fürs Main-Event der WSOP zusammen. Würde jedem Spiel, der dieses Wort fälschlicherweise benutzt, ein Haar ausfallen, sähe es in Poker-Rooms aus wie bei einem Skinhead-Treffen.

 

Selbstverständlich dürft Ihr alle weiter machen wie bisher. Ob richtig oder falsch, man weiß ja was gemeint ist. Allerdings wollte ich zu diesem Thema schon immer klug scheißen. Meine häufigste Antwort auf die oben gestellte Frage „hast’n Pocket?“: „Klar, hat jeder. Sonst wäre es ein Misdeal.“ Ob mich überhaupt mal jemand verstanden hat, kann ich nicht sagen. Hat nie jemand weiter nachgefragt.

 

Hauptsache, Du hast es jetzt verstanden.

Und ob Du willst oder nicht, ich mache weiter.

Ich, der Klugscheißer Georgie, bis denne ….

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